III: Prager Reise (fiktiv)
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Prager Reise (fiktiv)
Prag. Das wäre das sechste Mal, nach 1992, 1993, 1993, 1994, 2012. Am Bahnhof, wieder. Einen neuen Weg hätte ich genommen, diesmal den alten der Eisenbahn über České Velenice und České Budějovice. Den Wenzelsplatz kenne ich noch ohne McDonald‘s. Die Fernsehbilder von 1989. Mich durch Stare Mesto treiben lassen, zum Karluv Most. Der Blick wellte sich mit den Bögen der Brücke zur Burg, und hoch zu den Zacken des Domes. Das Mahl des Winterkönigs dort, im gesäuberten Veitsdom, am 25. Dezember 1619. Und ja dort, das Fenster der seconde défenestration, des Zweiten Prager Fenstersturzes.
Der Abstieg von der Burg. Das riesige Graffiti von Franz Kafkas Gesicht. Irgendwo wohnt hier noch ein Golem. Die Schlange des Flusses.
Im Dreieck der U-Bahnen nach Hause finden.
Bauten von der Weltausstellung aufspüren. Daneben ein Fussballstadion, ein Museum für Landwirtschaft (oder so), und dann, Richtung Fluss, ein Friedhof, viele Gräber mit deutschen Namen, die gemeinsame Geschichte mit Österreich, die Problematiken dazu. Der eine Jüdische Friedhof irgendwo im Süden der Stadt, 1993 war ich dort fast allein.
Circa 2001 Jana und Pavel kennengelernt, sie flüchteten damals nach dem Prager Frühling nach Österreich. Ihre stundenlangen Schilderungen, so hätten sie ihren Schmuck damals für „die Revolution“ verkauft ("Das könnt ihr euch gar nicht vorstellen"). Über die Vorkommnisse in Österreich der Nuller Jahren waren sie empört, sie hätten niemals gedacht, dass so etwas in Österreich passieren könnte. (Jetzt sind sie sicher auch empört.)
Das sagenhafte Meer in Böhmen finden, denn in Prag brechen seine Wellen und schwemmen das Gold hin, das Gold der Nixen und Delphine freilich.